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Zuchtstätte Baumeister—Bernsenhof

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Züchterportrait RRP 2014

Mit Passion und Bauchgefühl

Seit nunmehr drei Generationen werden in der Familie Baumeister Pferde gezüchtet. Dabei konnten die engagierten Züchter Jahr für Jahr tolle Zuchterfolge erzielen. Und spätestens seit der Fidermark-Sohn Fürst Piccolo im NRW-Landgestüt deutliche Zeichen gesetzt hat, ist die Zuchtstätte Baumeister auch weit über die Landesverbandsgrenzen hinaus bekannt. RRP besuchte die sympathische Familie auf ihrem Hof in Kranenburg und durfte einiges über die Geschichte der Zuchtstätte erfahren.

Dass Johannes Baumeister einmal Pferde züchten wird, war zwar nicht unwahrscheinlich, jedoch hätte er auch zahlreiche andere Wege in der Zucht einschlagen können. Denn der 47-Jährige wuchs mit einer Vielzahl von Tieren auf. Seine ursprünglich in Rheinberg lebenden Eltern, die sich übrigens im Elternhaus von Dressurqueen Isabell Werth kennenlernten, kauften 1970 den heutigen Betrieb in Kranenburg und siedelten zwei Jahre später mit der Familie in den Kreis Kleve um. Dort entstand zunächst ein Milchviehbetrieb, auf dem allerdings immer auch ein paar Zuchtstuten und ihre Nachzucht eine Heimat hatten. Johannes Baumeister hatte von Kindesbeinen an Spaß an den vielen verschiedenen Tieren und versuchte sich bereits im Alter von 14 Jahren als Taubenzüchter. „Obwohl ich da sogar mal Vereinsmeister war kann man meine Taubenzucht aber sicher nicht als durchschlagenden Erfolg bezeichnen“, lacht er heute über seine züchterischen Anfänge. Neben den Tauben sorgte Baumeister stets auch für ausreichend Hunde- und Katzennachwuchs auf dem elterlichen Betrieb und auch die Kühe und Pferde hatten es ihm bereits in jungen Jahren angetan. So war es auch nicht verwunderlich, dass er auch in die Pferdezucht seines Vaters immer mehr Herzblut steckte.

Ronja als erste eigene Zuchtstute

Da sein Vater die beste Nachzucht seiner Stuten verkaufte, nutzte Johannes Baumeister die Chance, sich einen eigenen Stutenstamm aufzubauen. 1988 kaufte er deshalb auf der Fohlenschau in Wesel die Rembrandt-Tochter Ronja. Die aus einer Antar xx – Mutter gezogene Stute entwickelte sich bei Baumeisters prächtig und brachte mit Mephistopheles 1993 die Fuchsstute Medusa. Wenn Johannes Baumeister von dieser Anpaarung spricht, bekommt er noch heute glänzende Augen: „Mephistopheles war für mich ein Gänsehauthengst und bei unserer Ronja und ihm hat es einfach gepasst. Mit Medusa haben sie uns eine Stute gebracht, mit der wir unsere heutige Zucht aufbauen konnten.“ Zu dieser Zeit hatte Baumeister aber nicht nur in der Pferdezucht ein glückliches Händchen, er lernte damals auch seine Frau Tanja kennen, die mit ihm heute den Betrieb führt und eine wichtige Stütze ist. Denn obwohl sie nicht aus einer Pferdefamilie stammt, war sie von Anfang an begeistert von den Vierbeinern ihres Mannes und lebt heute gemeinsam mit ihm diese Passion. „Obwohl wir beide berufstätig sind, betreiben wir den Hof komplett in Eigenregie“, berichtet sie vom gemeinsamen Tagesablauf. Johannes Baumeister ist zwar Landwirtschaftsmeister, hat aber 1993 nach der Abschaffung der Milchkühe auf seinem Hof die Sparte gewechselt und ist seit 1997 als Gärtner bei der Stadt Kleve angestellt. Und als wäre das nicht schon Zeitaufwand genug, machte er in der Abendschule zusätzlich noch eine Ausbildung zum Pferdewirt Zucht und Haltung. „Das hatte ich eigentlich gar nicht geplant, aber meine Frau hat mich da einfach angemeldet und irgendwann bekam ich Post. Ich fand die Idee gut und habe das dann auch durchgezogen“, erzählt er mit einem Augenzwinkern von seiner etwas unfreiwilligen zusätzlichen Berufswahl. Seine Frau Tanja arbeitet in einer Steuerkanzlei. „Gott sei Dank habe ich aber einen Heimarbeitsplatz, so ist immer jemand am Hof“, berichtet sie von der innerfamiliären Organisation. Denn den Hof, auf dem ungefähr 30 Pferde beheimatet sind, managen Tanja und Johannes Baumeister komplett alleine. „Personal haben wir nicht, aber unsere vier Einstaller sind absolut super und helfen gerne mal aus.“ Und auch die Kinder Fiona und Malte wachsen immer mehr in den Betrieb hinein. Beide sind absolut pferdebegeistert und können die Zuchtgeschichte der Familie bereits fast genauso gut erzählen wie ihre Eltern. Während Fiona sich mittlerweile über die ersten Erfolge im Dressursattel freut, hält Malte es wie seine Eltern und betreibt die Pferdeleidenschaft lieber vom Boden aus. Denn auch Tanja und Johannes Baumeister haben nie eine Karriere im Sattel angestrebt. „Ich reite zwar sehr gerne, aber Turnierreiter war ich nie“, berichtet Tanja Baumeister. Deshalb ging Stammstute Medusa auch direkt nach der Stutenleistungsprüfung in die Zucht.

Erster gekörter Hengst wird Landbeschäler

Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn bereits das erste Fohlen sorgte für Furore. Baumeisters entschieden sich für den NRW Landbeschäler Fidermark, der sich als absolut passend für Medusa herausstellen sollte. Denn der erste Sohn - Fürst Piccolo - wurde nicht nur Prämienhengst und Sieger seiner Hengstleistungsprüfung, sondern sorgte als Landbeschäler für international hoch anerkannte Nachzucht. Der Hengst erreichte neben seinen Erfolgen als Vatertier zudem in der Dressur sportliche Erfolge bis zur Klasse S. Neben Fürst Piccolo brachte Medusa gemeinsam mit Fidermark zwei weitere gekörte Hengste sowie drei Staatsprämienstuten. Während Fürst Piccolo dieses Jahr völlig unerwartet und viel zu früh verstarb, sorgt sein Bruder Fürst Fohlenhof aktuell für Furore. Der Fidertanz-Sohn, den Familie Baumeister als Absetzer an das Gestüt Fohlenhof verkaufte, trabt seit seiner Körung in Münster-Handorf von Erfolg zu Erfolg. Auf der Hengststation Schult aufgestellt zeigte er sich im Jahr 2013 auf den Bundeschampionaten als der Konkurrenz glasklar überlegen. Er konnte den Platz bei jedem seiner Auftritte als Sieger verlassen und wurde am Ende mit dem Titel Bundeschampion geehrt. Mit überragenden Fohlen und weiteren Sporterfolgen in der Saison 2014 bestätigte er die euphorischen Einschätzungen der Fachwelt und konnte auch in diesem Jahr in Warendorf brillieren. Diesmal sicherte er sich die Silbermedaille bei den vierjährigen Hengsten und damit den Titel Vizebundeschampion. Dieser Hengst wird auch in der Zukunft für zahlreiche Erfolge des Stutenstamms aus Kranenburg sorgen. Dabei verlässt Familie Baumeister sich aber nicht alleine auf den Hengst: „Wir sind glücklich darüber, zwei Vollschwestern von Fürst Piccolo bei uns zu haben, mit denen wir die Linie der Medusa fortführen können“, erklärt Johannes Baumeister. Bei der Hengstauswahl verlässt der Züchter sich ganz auf sein Bauchgefühl. „Es ist mir egal, was andere über einen Hengst denken. Ich muss ihn sehen und es muss klick machen. Wenn man dieses Wow-Gefühl hat, kann man auch ruhig mal etwas wagen.“

Scarlett brachte zweite Linie

Genau dieses Bauchgefühl war es auch, das die Sandro Hit-Tochter Scarlett nach Kranenburg brachte. Während seine Frau 1999 im Urlaub war fand Johannes Baumeister die Stute über eine Anzeige in der Rheinlands Reiter + Pferde. „Das war eine Zuchtauflösung und es waren viele Pferde inseriert. Ich bin hingefahren und direkt als ich auf den Hof kam habe ich die Stute aus dem Fenster schauen sehen“, erinnert Baumeister sich. „Ich habe damals zu meinem Bekannten im Auto gesagt: Wenn das die Sandro Hit ist, nehmen wir sie mit.“ Sie war es und so zog die Rappstute auf den Hof der Baumeisters. Zu diesem Zeitpunkt war Sandro Hit weder Bundeschampion noch Weltmeister und seine Erfolgsgeschichte steckte gerade in den Kinderschuhen. Johannes Baumeister hat damals einmal mehr den richtigen Riecher bei seiner Auswahl bewiesen und wurde mit zahlreichen guten Fohlen belohnt. Denn genau wie bei Medusa wurde auch das erste Fohlen der Scarlett direkt gekört. Wieder war es Fidermark, der sich als passender Partner erwies. Der Prämienhengst Fiderhit wirkt heute in der Schweiz und wird im Stall von Sivia Iklé betreut. Nach diesem Erfolg lag es nahe, den selbstgezogenen Fidermark-Nachkommen Fürst Piccolo für Scarlett zu nutzen. Auch diese Anpaarung passte und mit der als Staatsprämienstute ausgezeichneten Fleet Street schließt sich ein weiterer Kreis zur Hengststation Schult in Hünxe. Denn der dort aufgestellte Quaterback-Sohn Quotenkönig ist ein Sohn eben dieser Stute. Ebenfalls bei Tobias Schult in Hünxe beheimatet ist der Scarlett-Sohn Feedback. Der Fidertanz-Nachkomme wird von keiner geringeren als Isabell Werth betreut und konnte bereits einige Erfolge in Zucht und Sport für sich verbuchen. Zurzeit führt Scarlett ein Hengstfohlen von Fürst Fohlenhof bei Fuß, welches durch ausdrucksstarke Bewegungen und schon jetzt gut erkennbarem Hengsttyp von sich zu überzeugen weiß. Neben diesem jungen Hengst erblickten dieses Jahr sechs weitere Fohlen auf dem Hof in Kranenburg das Licht der Welt. Darunter auch zwei Ponyfohlen, die für die zweite Leidenschaft der Familie Baumeister stehen.

Ponyzucht als Geburtstagsgeschenk

Denn neben den sieben Warmblutstuten züchtet Johannes Baumeister auch mit zwei deutschen Reitponys. Und auch diese Entscheidung war rein intuitiv und spontan. „Ich wollte zwar immer schon auch mal Ponys züchten, aber so richtig dahinter gehängt habe ich mich eigentlich nicht“, berichtet er. Als er dann bei seinem Bekannten Karl Derks spontan auf ein Bier vorbei schaute, bot sich erneut die Chance für das bewährte Bauchgefühl von Hannes Baumeister. „Karl kündigte damals schon bei meiner Ankunft an, dass möglicherweise an diesem Abend noch ein Fohlen geboren wird. Ich habe dann spontan gesagt, dass ich es kaufen werde, wenn es sich um eine Stute handelt. Ich brauchte nämlich noch ein Geburtstagsgeschenk für meine Frau“, berichtet Baumeister. Und die Freude über seinen damaligen Coup ist ihm noch heute anzumerken. Denn wie das Schicksal es so wollte wurde an diesem Abend bei Karl Derks ein Stutfohlen geboren. Die FS Cocky Dundee x Golden Dancer-Tochter wurde auf den Namen Charissa getauft und entwickelte sich zu einer wahren Zuchtperle. Ausgezeichnet mit der Staatsprämie war sie nach einer guten Stutenleistungsprüfung Endringstute in Aachen und brachte drei gekörte Hengste aus der Anpaarung mit Hengsten des Ferienhofs Stücker aus Weeze. Darunter die Vollbrüder FS Daddy Cool und FS Dali, die keinen geringeren als den Stempelhengst FS Don’t Worry zum Vater haben. FS Daddy Cool avancierte 2008 zum Siegerhengst der Reitponykörung in Wickrath und wurde 2009 unter Jana Freund Vizebundeschampion. Ein Jahr später pilotierte die Championatsqueen den Fuchshengst zum Bundeschampion der vierjährigen Reitponyhengste und auch fünfjährig war er in Warendorf im Finale vertreten. Nach diesen tollen Erfolgen wechselte der Hengst als Sportpony nach Dänemark. Momentan züchten die Baumeisters mit der Staatsprämienstute Giselle, einer Tochter der Charissa von FS Golden Highlight, und der Mentos-Tochter Merendez, die über ihre Mutterseite das Blut des Nibelungenheld führt. Eine zweijährige Vollschwester des FS Daddy Cool wächst gerade auf den Weiden der Zuchtstätte auf. Das bewegungsstarke Pony zeigt sich schon jetzt prädestiniert, um die Linie der Charissa in Kranenburg weiterzuführen, doch zunächst ist ein sportlicher Einsatz unter dem Sattel von Fiona Baumeister geplant.

Umdenken für die nächste Generation

Hier muss Papa Hannes anfangen ein bisschen umzudenken, denn in der Regel verkauft er die Pferde im Fohlenalter oder zieht sie für einen späteren Einsatz in der Zucht auf. „Bisher haben wir keine Sportpferde behalten, weil wir sie nicht selber vorstellen konnten. In der Zukunft scheint das etwas anders zu werden, denn unsere Tochter hat viel Spaß an der Dressurreiterei“, freut sich Tanja Baumeister über die Entwicklung. In den vergangenen Jahren züchtete Familie Baumeister für die Glücksmomente mit den Fohlen. „Jede Geburt ist ein absolutes Highlight für uns“, verrät Johannes Baumeister und seine Frau fügt lachend hinzu: „In der Abfohlzeit wird hier kaum geschlafen. Wir verpassen keine Geburt und sind immer beide dabei. Es ist jedes Mal wie ein Wunder, wenn sie dann vor einem liegen.“ Und auch der erste Moment, wenn der Nachwuchs neben der Mutter über die Weide trabt, ist das ganz persönliche Glück des Züchters: „Dieses Gefühl ist mit Geld einfach nicht zu bezahlen.“ Das ist auch der Grund, warum Tanja und Johannes Baumeister die Nachzucht am liebsten innerhalb Deutschlands verkaufen. „Natürlich ist es auch schön, wenn ein Auktionsfohlen internationale Beachtung findet, aber wenn sie erst einmal im Ausland sind, verliert man sie schnell aus den Augen. Wir haben aber einfach Freude daran, den Weg der hier geborenen Pferde zu verfolgen. Wir fiebern bei den großen Turnierstarts mit, freuen uns aber genauso, eines unserer Fohlen hier in der Umgebung auf ländlichen Turnieren wiederzutreffen.“ Über die ersten Turniererfolge ihrer Tochter Fiona durften die Baumeisters sich auch schon freuen und für die Zukunft haben sie schon das ein oder andere Pony und Pferd auf den eigenen Wiesen im Blick, welches für die Tochter geeignet scheint. Dann wird ein weiteres Kapitel der Zucht geschrieben, wenn die Nachkommen auch selber im Sport präsentiert werden können. Noch sieht die Familie diesen Aspekt allerdings ganz entspannt und geht erst einmal weiterhin ihren bodenständigen und sympathischen, dabei aber sehr erfolgreichen Weg. Man kann in jeder Erzählung ihre Passion und ihre Leidenschaft für die Pferde spüren und merkt sofort, dass hier die ganze Familie an einem Strang zieht. Mit viel Einsatzbereitschaft ist das komplette Familienleben auf die Pferdezucht ausgerichtet und die Erfolge in den vergangen Jahren sind die Bestätigung für all den Eifer und die Begeisterung. Lediglich der jüngste Familienspross Malte schafft es, zwischendurch auch einmal ein anderes Thema als Pferde auf den Tisch zu bringen. Er spielt leidenschaftlich gerne Fußball und bringt so ein wenig Abwechslung in den Familienalltag. Aber auch er ist bereits auf dem Weg als Jungzüchter die Pferdeleidenschaft seiner Eltern weiterzuführen und so wird die Pferdezucht der Zuchtstätte Baumeister auch in der nächsten Generation in den besten Händen liegen. Auf einer guten Grundlage können die Kinder dabei bauen, denn bisher haben zehn Hengste aus der familieneigenen Zucht das Prädikat gekört erhalten – acht davon sind sogar prämiert worden. An Tanjas Baumeisters Vermutung „Es muss wohl in den Genen liegen“ scheint mehr als ein Funken Wahrheit zu sein. Sowohl bei den Fohlen, die von Kranenburg aus in die Welt geschickt werden, um dort Erfolg an Erfolg zu reihen, als auch bei den eigenen Kindern, die scheinbar mit dem Bauchgefühl von Johannes Baumeister und der Begeisterung und Leidenschaft seiner Frau ausgestattet sind, um die Zuchtstätte entsprechend weiterführen zu können. Und so wird man auch in den nächsten Jahren sicher zahlreiche Pferde aus der Zucht dieser sympathischen Familie auf den Turnier-, Schau- und Körplätzen wieder finden.

Rebecca Thamm

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